Die Gefahr, dass es zu Waldbränden kommt, nimmt auf Grund des Klimawandels kontinuierlich zu. Außerdem steigt die Zahl der Fälle von fahrlässiger oder vorsätzlicher Brandstiftung. Die Bedrohung für die Umwelt und somit auch für die Menschen, ist vor allem in den heißen und trockenen Sommermonaten spürbar. Das zeigt sich auch im Odenwaldkreis, dessen Fläche zu 50 Prozent bewaldet ist: In den letzten Jahren mussten die Feuerwehren bis zu 100 Wald- und Vegetationsbrände pro Jahr bekämpfen.
Im Rahmen des Projekts „Katastrophenschutz goes digital“ beschäftigte sich der Odenwaldkreis mit verschiedenen Lösungen, die Waldbrände erkennen und automatisch an die Leistelle melden können. Weit verbreitet ist eine automatisierte Früherkennung mit Hilfe von Kameras. Dazu werden Kameras, die sich um 360 Grad drehen können, auf bestehenden Masten installiert, um aufsteigenden Brandrauch zu erfassen. Eine Kamera kann dabei eine Strecke von bis zu 60 km erfassen. Anhand einer Kreuzpeilung mit mehreren Geräten kann dann der Ort des Waldbrandes und somit die Einsatzstelle genau berechnet werden. Nach einer entsprechenden Ausschreibung entschied sich der Odenwaldkreis für einen Anbieter, dessen System auch in sieben weiteren Bundesländern sowie in Teilen von Südeuropa zum Einsatz kommt.
Die Bilder der Kameras und auch ihre Bewertung mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) gehen bei der zentralen Leistelle ein. Dort können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – wenn die Kameras eine Auffälligkeit melden – die Live-Bilder am Monitor kontrollieren und bei Bedarf die Feuerwehr an den Einsatzort schicken. Die KI soll dabei dafür sorgen, dass die Kameras selbst zwischen Rauch eines Brandes, Staubentwicklung oder Dunst unterscheiden und dann eine entsprechende Meldung an die Leitstelle senden. So können Brände schneller erkannt und bekämpft werden, auch in Gebieten, in denen wenig Menschen unterwegs sind.
Auch wenn Bürgerinnen und Bürger bei der Leitstelle anrufen und einen Waldbrand melden, wird die neue Technik hilfreich sein. Zum einen handelt es sich manchmal um einen Fehlalarm, weil Staub- oder Nebelwolken für Rauch gehalten und der Notruf gewählt wird. In so einem Fall kann die Leistelle mit den Kameras überprüfen, was sich vor Ort wirklich abspielt und dann entsprechend reagieren. Zum anderen wissen Personen, die in Wald und Feld unterwegs sind, oft nicht genau, wo sie sind und wo sich der Brandherd befindet. Hier hilft die Auswertung der Bilder dann bei der genauen Lokalisation.
Das neue System soll im Herbst dieses Jahrs eingebaut und getestet werden, damit der Odenwaldkreis für die Waldbrandsaison 2024 gerüstet ist.