„Wissen macht stark“ unterstützt die Arbeit mit Geflüchteten

Seit zehn Jahren leistet das Projekt „Wissen macht stark“ einen wichtigen Beitrag zur Integration von Geflüchteten und zur Willkommenskultur in der Region. Bis heute wird es von der Regionalen Diakonie Odenwald, dem Evangelischen Dekanat Odenwald und der im Landratsamt ansässigen Ehrenamtsagentur des Odenwaldkreises getragen. Diakonie-Leiterin Bärbel Simon, Dekan Carsten Stein und Landrat Frank Matiaske danken allen, „die sich in all den Jahren für Geflüchtete engagieren und sie nicht alleine lassen“. Das Projekt sei „ein eindrucksvolles erfolgreiches Beispiel für Engagement und Solidarität in unserer Gesellschaft“.

Kern von „Wissen macht stark“ ist die Unterstützung für geflüchtete Menschen durch Ehrenamtliche.  Rund 50 engagierte Ehrenamtliche bilden den aktiven Kern. Deren Arbeit war und ist vielseitig und anspruchsvoll. Sie unterstützen Geflüchtete bei der Antragstellung, begleiten sie zu Behördenterminen und helfen beim Ausfüllen komplizierter Formulare. Sehr oft wurden privat Sprachkurse angeboten. Es gab und gibt etliche Informationsveranstaltungen. Eine Webseite, die durch einen freiwilligen Mitarbeiter aufgebaut wurde, bietet bis heute regelmäßig aktuelle Informationen (https://faq-asyl.odenwaldkreis.de/).

Gemeinsame Trägerschaft sorgt für Flexibilität

Die gemeinsame Trägerschaft von Diakonie, Kirche und Kreisverwaltung ist für die Sozialpädagogin Sandra Scheifinger ein „wirkliches Alleinstellungsmerkmal“. Dank dieser Zusammenarbeit gebe es ein „Netzwerk, das auf ein breites Spektrum von Bedürfnissen reagieren kann“. Scheifinger, gestaltet das Projekt seit 2016 maßgeblich mit. „Es gelingt uns mit diesem Projekt, ganz unterschiedliche Akteure über lange Zeiträume hinweg zu vereinen. Damit kann man sehr flexibel und schnell auf Veränderungen reagieren. Das zeigte sich gerade nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine.“

Mit jenem Angriffskrieg gewann das Projekt erneut an Bedeutung. Viele Odenwälder halfen spontan den ankommenden Familien aus der Ukraine. Es entstand ein enormer Bedarf an Unterstützung. Die inzwischen bewährten Strukturen von „Wissen macht stark“ konnten in dieser Situation gut genutzt werden.

Wichtiger Beitrag zu interkultureller Begegnung

Im Laufe der Zeit wurde das Projektangebot um Veranstaltungen zur interkulturellen Begegnung zwischen Geflüchteten und der Gesellschaft erweitert. Die Verantwortlichen organisierten regelmäßige Informationsabende für Ehrenamtliche und schufen Begegnungsformate, die das Miteinander und das Verständnis fördern. Der Projektname veränderte sich in „Wissen macht stark 2.0“. Heute bereichern Filmabende, interkulturelle Veranstaltungen sowie die enge Zusammenarbeit mit der Ehrenamtsagentur und dem Landratsamt das Angebot.

Was am 4. Dezember 2014 als Bildungs- und Schulungsangebot für Ehrenamtliche begann, hat sich im Laufe der Jahre zu einem Begegnungsprojekt entwickelt.

Jährlich rund zehn Veranstaltungen

Jährlich organisiert das Projekt rund zehn Veranstaltungen, die durchschnittlich 205 Teilnehmende pro Jahr anziehen, und erreicht über einen festen Verteiler etwa 450 Interessierte. Das Projekt ist auch in verschiedenen Fachgruppen des Odenwaldkreises aktiv, in denen es um Migration und gesellschaftliche Teilhabe geht.

Koordinatorin Dr. Christina Meyer ist immer vor Ort. Sie sagt: „Die Mitarbeit im Projekt „Wissen macht stark 2.0“ ist immer wieder erfüllend, denn der Kontakt zu Ehrenamtlichen und Geflüchteten und die Freude Menschen helfen zu können, macht einfach Spaß. Die oft sehr bewegenden und dankbaren Reaktionen motivieren uns im Team sehr, weiterzumachen.“

Diakonie-Leitern Bärbel Simon fügt hinzu: „Dass so viele freiwillig Engagierte über einen so langen Zeitraum Interesse am Projekt haben, liegt nicht zuletzt daran, dass die Themen nach wie vor relevant und wichtig sind. Was aber auch zum Gelingen beiträgt ist, dass die Ehrenamtlichen regelmäßig mit umfangreichen, aktuellen Informationen versorgt werden und dass das Team sich mit viel Herz darum kümmert, die Veranstaltungen ansprechend zu gestalten. Dafür bin ich den Mitarbeitenden sehr dankbar.“

Für die Ehrenamtsagentur des Odenwaldkreises würdigte Benjamin Renkel-Magsam das Projekt als „hervorragendes Beispiel dafür, dass sich langfristige Begleitung ehrenamtlichen Engagements auszahlt, wie es sich zum Beispiel mit Blick auf die aus der Ukraine Geflüchteten gezeigt hat“. In diesem Sinne betont Renate Köbler als Mitinitiatorinnen für das Evangelische Dekanat Odenwald: „Wir waren stets vorbereitet. Das Projekt war ja schon vor den verstärkten Zuwanderungsbewegungen ab 2014 erdacht und aktiv.“ Die kürzlich pensionierte Pfarrerin ist sich sicher: „Wir konnten immer flexibel und zeitnah auf die Bedarfe der Engagierten eingehen und diese in ihrem Wirken nachhaltig unterstützen.“

Finanziell unterstützt der Flüchtlingsfonds der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau das Projekt, den erforderlichen Eigenanteil steuert die Ehrenamtsagentur des Odenwaldkreises aus Spendenmitteln bei.

Wer mehr über das Projekt wissen und /oder es unterstützen möchte, kann sich an die Koordinatorin Dr. Christina Meyer wenden. Sie ist unter der Telefonnummer 0171 1576873 oder per E-Mail an wissen-macht-stark@diakonie-odenwaldkreis.de zu erreichen.

Hintergrund zur Entstehung des Projekts:

Die politischen Umbrüche in Nordafrika und im Nahen Osten, darunter der Bürgerkrieg in Syrien, führten Mitte des letzten Jahrzehnts zu einer der größten Migrationsbewegungen seit dem Zweiten Weltkrieg. Allein im Jahr 2014 verließen weltweit 13,9 Millionen Menschen ihre Heimat, und Deutschland verzeichnete die höchste Zuwanderung seit den 1990er Jahren.

Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau reagierte auf diese Entwicklung mit einem speziellen Förderfonds, der die Integration und Unterstützung von Geflüchteten fördert. Die inhaltliche Begleitung der Arbeit mit geflüchteten Menschen übernahm die Diakonie Hessen, die auch eine Rahmenkonzeption für die ehrenamtliche Arbeit entwickelte. Vor diesem Hintergrund beantragte die regionale Diakonie Mittel für ein Projekt im Odenwaldkreis mit dem Namen „Wissen macht stark“, denn gerade zu Beginn ging es sehr viel um Wissensvermittlung. Viele Menschen wollten den Geflüchteten helfen und in mehreren Gemeinden hatten sich Unterstützerkreise gebildet, die Informationen und Ansprechpartner suchten. Ihr Engagement sollte durch das Projekt unterstützt werden.