Die wichtigste Aufgabe eines Jobcenters ist es, Menschen in Arbeit zu integrieren. Diese fundamentale Erkenntnis verlieren die hessischen Kommunalen Jobcenter bei sonstigen Tätigkeiten und Verpflichtungen nie aus dem Blick. Der Fachkräftemangel setzt auch in Hessen die Wirtschaft bereits seit einigen Jahren massiv unter Druck. Eine aktuelle Studie des Instituts für Wirtschaft, Arbeit und Kultur der Goethe-Universität (IWAK) in Frankfurt beziffert das landesweite Defizit auf 178.000 Personen.
Zwar gilt es zwischen städtischen Ballungszentren und dem ländlichen Raum zu differenzieren – letzterer ist überproportional stark von diesem Problem betroffen. Dennoch gilt flächendeckend: Die Bekämpfung des Fachkräftemangels in den Regionen und somit die Unterstützung der lokalen Unternehmen hat in den hessischen Job-Centern höchste Priorität.
Dafür greift man in Groß-Gerau und Offenbach, in Wetzlar und Wiesbaden, in Hofheim, Gelnhausen und auch dem Odenwaldkreis auf vielfältige kreative Ansätze zurück, um Arbeitsuchende, die Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II beziehen, als dringend benötigte Fachkräfte in die heimischen Unternehmen zu integrieren. Die regionalen Arbeitsmarktexperten setzen dabei auf klassisches Job-Speed-Dating, virtuelle Formate, Hausmessen, zielgruppenspezifische ebenso wie offene Angebote und vieles mehr.
Um diese Aufgabe erfüllen zu können, sind die Jobcenter regelhaft auf eine auskömmliche Finanzausstattung von Seiten des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) angewiesen.
Diese sehen die Jobcenter allerdings als gefährdet an. Der Grund für diese Sorge ist eine Neuregelung von Zuständigkeiten bei den Eingliederungsleistungen für Arbeitssuchende im Bürgergeld. Die Jobcenter müssen ab 2025 bestimmte Aufgaben an die Bundesagentur für Arbeit abgeben und bekommen in diesem Zuge weniger Zuschüsse vom Bund. Die Kritik der Jobcenter: Diese Kürzung ist überproportional hoch, das heißt es fällt mehr Geld weg als für die abzugebenden Aufgaben bislang tatsächlich benötigt wurde.
Für den Odenwaldkreis bedeutet dies Kürzungen im Umfang von voraussichtlich rund 750.000 Euro, das sind rund 22 Prozent des gesamten Eingliederungstitels. Damit steigen die Herausforderungen zur zielführenden Aufgabenwahrnehmung im Interesse der Bürgerinnen und Bürger des Odenwaldkreises nochmals erheblich an.
Dennoch wird das Kommunale Job-Center (KJC) des Odenwaldkreises weiterhin alles daransetzen, individuelle Angebote und Maßnahmen vorzuhalten, die dabei helfen, Vermittlungshemmnisse von Bürgergeldbeziehenden abzubauen und sie für den Arbeitsmarkt attraktiv zu machen. Schon jetzt lernen Kundinnen und Kunden des KJC unter anderem in verschiedenen Maßnahmen unterschiedlichste Berufsgruppen kennen, sei es aus dem Handwerksbereich, der Gastronomie oder der Sozialwirtschaft. Dabei werden sie auf praktische Weise mit den Abläufen und Fachbegriffen der betreffenden Arbeitsbereiche vertraut gemacht.
Darüber hinaus bekommen Bürgergeldbeziehende, die aus gesundheitlichen Gründen aktuell nicht arbeiten können, Unterstützung in speziellen Gesundheitsmaßnahmen oder können ein Psychosoziales Coaching in Anspruch nehmen. Kann jemand aus belegbaren Gründen nicht persönlich zur Beratung ins Kommunalen Job-Center kommen, fährt das Mobile Fallmanagement zu den betreffenden Personen. So wird kontinuierlich Kontakt gehalten, ohne langfristige Brüche im Integrationsprozess.
Und auch die junge Kundschaft des KJC wird nicht aus den Augen verloren: in der persönlichen Beratung und bei regelmäßigen Schülerveranstaltungen mit Rahmenprogramm werden immer wieder neue Wege aufgezeigt, wie sie sich als zukünftige Fachkräfte eine berufliche Perspektive schaffen können.
Doch nicht nur die Arbeit mit den Kundinnen und Kunden ist im Hinblick auf die Fachkräftesicherung wichtig. Auch die Unternehmen der Region müssen in den Prozess einbezogen werden. Die zentrale Schnittstelle zum örtlichen Arbeitsmarkt ist der Arbeitgeberservice in jedem der sechzehn Kommunalen Jobcenter in Hessen. Hier finden Arbeitgeber die erste Anlaufstelle, wenn sie freie Stellen haben, Beratung oder Förderung benötigen. Versierte Berufskunde trifft bei diesen Jobcenter-Fachleuten auf Vertriebsgeschick. Beim Kommunalen Job-Center Odenwaldkreis finden hierfür bereits seit 2012 regelmäßige Betriebsbesuche statt, um die Bedarfe und Anforderungen der Unternehmen im persönlichen Gespräch zu erfahren und die Beratungsarbeit der Vermittlungscoachs darauf abzustimmen.
Um den Fachkräftemangel mittels einer gelungenen Integration in Arbeit zu kompensieren, müssen also mehrere Faktoren zusammenspielen: Verständnis und Aufgeschlossenheit auf Seiten der Unternehmen, Anpassungsbereitschaft und Engagement bei den Jobsuchenden und natürliche eine fundierte und konsequent dienstleistungsorientierte Koordination durch das Jobcenter. Letzteres handelt stets nach dem gemeinsamen Credo aller Kommunalen Jobcenter in Deutschland #Stark.Sozial.VorOrt.