Beim Drei-Länder-Treffen der Landräte aus den Kreisen Miltenberg, Neckar-Odenwald und Odenwald in Amorbach haben sich Jens Marco Scherf (Miltenberg), Dr. Achim Brötel (Neckar-Odenwald) und Frank Matiaske (Odenwald) über zahlreiche Themen ausgetauscht.
Nach einer kurzen Begrüßung referierte zunächst Viktor Gaub (Odenwald-Allianz) über das Thema Regionalvermarktung, ehe Landrat Jens Marco Scherf auf die seit 2017 bestehende Initiative des Landkreises Miltenberg „Fair und regional – einfach genial“ hinwies, die den fairen Handel und die Regionalerzeugung vereint. Zudem habe der Ausschuss für Bildung, Kultur und Soziales des Landkreises Miltenberg einer für den Landkreis kosten- und stellenplanneutralen Stelle zur „Koordination der kommunalen Entwicklungspolitik“ zugestimmt. Über die sogenannte Kepok-Stelle könnte der faire und regionale Handel unterstützt werden. Zur Anregung von Amorbachs Bürgermeister Peter Schmitt, über eine länderübergreifende Regionalvermarktung Odenwald nachzudenken, schlug Miltenbergs Landrat ein Treffen vor, in dem sich alle relevanten Akteure über länderübergreifende Vermarktungsmöglichkeiten austauschen könnten.
Landrat Brötel unterstrich, dass der Neckar-Odenwald-Kreis Bio-Musterregion sei. Die Regionalvermarktung finde hier unter anderem über die Naturparkmärkte des Naturparks Neckartal-Odenwald e.V. und den kreisweiten Bio-Markttag statt. Die Direktvermarktung laufe über Portal der Genuss-Region des Landkreises (www.genussregion-nok.de). Durch die LEADER-Förderung und das Regionalbudget konnten Hofläden und Verkaufsautomaten im Neckar-Odenwald-Kreis realisiert werden. Da die Verbraucherinnen und Verbraucher unabhängig von Öffnungszeiten einkaufen möchten, setze es sich Brötel zufolge immer mehr durch, dass auch kleine Dorfläden über Automaten verkaufen.
Landrat Matiaske unterstrich die Bedeutung des Vereins der Odenwälder Direktvermarkter für die Vermarktung regionaler Produkte aus dem Odenwaldkreis. Insbesondere der Odenwälder Bauernmarkt hat sich als überregionales Markenzeichen etabliert. Im Odenwaldkreis wurde bei der Odenwald Regionalgesellschaft (OREG) eine Stelle in der Wirtschaftsförderung geschaffen, die sich um das Thema „Regionalvermarktung“ kümmert. „Es ist sinnvoll und wichtig“, so Matiaske, „dass die Aktivitäten in der Region miteinander abgestimmt laufen, um so eine größere Reichweite und Wahrnehmung zu erzielen, die eine wichtige Basis für die Etablierung von Regionalmarken sei. Dies war auch das klare Fazit eines von der Hochschule Aschaffenburg begleiteten Prozesses, der vor einiger Zeit im Odenwaldkreis durchgeführt wurde.“ Für Landrat Jens Marco Scherf sind Großprojekte nicht zielführend, aber den Akteuren sollte die Möglichkeit gegeben werden, an einen Tisch zu kommen – etwa wie beim Apfelmarkt der Initiative Bayerischer Untermain.
Das Thema Verkehr hatte ebenfalls Platz auf der Tagesordnung. Dabei wurde zunächst bekannt, dass der Ausbau der Bundesstraße 47 zwischen Rippberg und Walldürn Ende Juni 2024 abgeschlossen werden soll. Darauffolgend soll die zurzeit stark beanspruchte Landesstraße 518 von Walldürn bis zur Bayerischen Grenze saniert werden. Die Umleitung erfolgt dann über die sanierte B47. Auf bayerischer Seite ist die Strecke bis Miltenberg bereits saniert worden. Die Bahn muss zudem noch den Bahnübergang auf der freien Strecke zwischen Walldürn und Rippberg sanieren. Diese Arbeiten waren für 2023 vorgesehen, konnten aber nicht umgesetzt werden. Nun soll die Maßnahme im Herbst 2024 erfolgen. Die Bauarbeiten in Amorbach sollen im Herbst 2024 beendet werden. Der Straßenverkehr auf der B47 im Bereich Rippberg-Walldürn muss sich aber auch in den Jahren 2025 und 2026 auf Behinderungen einstellen, denn in diesen Jahren ist in der Ortsdurchfahrt von Rippberg die Erneuerung der Kanalisation und Wasserleitungen geplant.
Unter Federführung des Geo-Naturparks Bergstraße-Odenwald wird zurzeit das Projekt „Römerpfade“ umgesetzt. Der Odenwaldklub (OWK) hat laut der Büroleiterin von Landrat Scherf, Susanne Seidel, alle in Frage kommenden Wegstrecken abgelaufen und in Zusammenarbeit mit dem Geo-Naturpark festgelegt. Diese Vorschläge seien aber nicht in Stein gemeißelt, Änderungen seien noch möglich. Im Neckar-Odenwald-Kreis seien die Pfade nach den Qualitätskriterien „Wanderbares Deutschland“ zertifiziert, in Bayern und Hessen werde auf OWK-zertifizierte Wanderwege „Wanderbarer Odenwald“ oder auf zu entwickelnde Kulturwege des Geo-Naturparks Bergstraße-Odenwald zurückgegriffen. Die infrage kommenden Wege wiesen aber nicht das hohe Anforderungsprofil der Qualitätswege „Wanderbares Deutschland“ auf.
Unter den vier Pfaden befinden sich aus dem Landkreis Miltenberg der Römerpfad Obernburg (Geopark-Kulturweg) und der Römerweg M1 Miltenberg, der zurzeit als Qualitätsweg „Wanderbarer Odenwald“ zertifiziert ist. Der Geo-Naturpark werde Seidel zufolge gemeinsam mit der Destination Touristikservice Bergstraße-Odenwald auf die beteiligten Gemeinden zugehen und vertiefende Gespräche führen, ebenso mit den Lokalen Aktionsgruppen. Gelöst werden müsse auch noch die Frage, wie man trotz unterschiedlicher Konzepte eine gemeinsame Vermarktung realisieren könnte.
Angesprochen wurde auch die Drei-Länder-Radtour, die von Donnerstag bis Samstag, 1. bis 3. August, mit Start und Ziel im baden-württembergischen Limbach stattfindet. Die drei Landräte kamen überein, die Teilnehmenden dabei zu befragen, ob die Tour wie bislang stattfinden soll oder ob reine Tagestouren gewünscht werden. Im Zusammenhang mit dem Thema Tourismus gibt es - wie jedes Jahr - einen gemeinsamen Auftritt der drei Landräte auf dem Mannheimer Maimarkt. Am Donnerstag, 2. Mai, wollen sie über Themen wie die Drei-Länder-Radtour und lohnenswerte Ausflugs- und Wandertouren mit dem SWR reden.
Weitere Themen des Landrätegesprächs waren unter anderem die IT-Notfallpläne in den Landkreisverwaltungen sowie das neue Einbürgerungsgesetz und seine Folgen für die Kreise.