Krisenmodus. So lautet das Wort des Jahres 2023. Jedes Jahr wählt die Gesellschaft für deutsche Sprache in Wiesbaden einen Begriff aus, der die allgemeine Stimmung in besonderer Weise ausdrückt. „Krisenmodus“ passt leider allzu gut für das zu Ende gehende Jahr. Unsere Gesellschaft sah und sieht sich vielerlei Krisen ausgesetzt, die einander ablösen oder zeitgleich da sind. Sie prägen unsere Art zu denken, zu empfinden, zu leben – bewusst oder unterschwellig.
Manche hegen Zweifel, ob wir als Gesellschaft aus diesem Modus überhaupt je wieder herauskommen. Diesen Pessimismus teilen wir nicht, aber wir leben tatsächlich in sehr herausfordernden Zeiten.
Das gilt für die Außen- wie für die Innenpolitik, die Klima- und die Wirtschaftspolitik, die Verteidigungspolitik, die Europapolitik und und und. Der Krieg Russlands gegen die Ukraine dauert unvermindert an, hinzugekommen sind der schreckliche Terror der Hamas und die harte Antwort Israels mit viel Leid auf allen Seiten. Wie sich Klimaschutz und Haushaltslage miteinander vereinbaren lassen, muss die Bundesregierung neu beantworten. Europapolitisch muss mehr denn je um gemeinsame Haltungen gerungen werden, nicht nur gegenüber Russland.
Was das mit uns im Odenwaldkreis zu tun hat? Viel! Natürlich haben wir keinen direkten Einfluss auf die Großkrisen, die uns derzeit umtreiben. Dennoch kann jede und jeder von uns etwas tun. Zum Beispiel zur Wahl zum Europäischen Parlament Anfang Juni 2024 gehen. Es gilt, europäisch-demokratische Kräfte gegenüber nationalistisch-populistischen Kräften zu stärken, die in Europa immer mehr um sich greifen. Das beobachten wir mit Sorge, auch in unserem eigenen Land.
Seine Stimme gegen dumpfe, verachtende Parolen zu erheben, das ist auch bei uns gefragt – zum Beispiel gegen Antisemitismus. Das hat der Kreistag in seiner Dezember-Sitzung eindrücklich getan und betont, dass das jüdische Leben hierzulande „in Zeiten wie diesen umso mehr geschützt und gesichert werden muss“. Der ganze Text der Resolution ist auf der Kreis-Homepage www.odenwaldkreis.de nachzulesen.
Jüdisches Leben gehört zur Vielfalt im Odenwaldkreis. Wie christliches, muslimisches, buddhistisches, atheistisches oder weltanschaulich anderweitig geprägtes Leben auch. Wir werben für ein offenes und zugleich respektvolles Miteinander, in dem niemand das Recht hat, andere aufgrund ihrer Überzeugungen herabzuwürdigen. Hier sind wir alle gefragt, Zivilcourage zu zeigen.
Und Klimaschutz fängt nicht erst bei großen Programmen an, sondern im konkreten Verhalten eines und einer jeden von uns. Viele Beispiele sind sattsam bekannt, man muss sie nur in Handeln umsetzen. Die Kreisverwaltung tut in dieser Hinsicht schon Etliches – bei Dienstfahrzeugen genauso wie in ihren Liegenschaften.
Wählen gehen, seine Stimme erheben, das Klima in persönlichen Schritten schützen – das sind drei mögliche Weisen, dem Krisenmodus zu begegnen. Mit einem „Aktivmodus“ sozusagen. Immer wieder in diesen Modus zu kommen, darum möchten wir Sie im neuen Jahr bitten. Ja, das kostet Kraft, aber die schlechteste Möglichkeit wäre es, sich zu verkriechen und auf kleine „heile Welt“ zu machen.
Die Welt ist nicht heil, aber wir haben die Chance, sie wenigstens in unserem Umfeld ein wenig gesünder zu machen und mit dafür zu sorgen, dass Wunden erst gar nicht entstehen – in unseren Familien, in unserem Ort, in der Schule, am Arbeitsplatz, in unseren Vereinen, in der Kommunalpolitik. Wir wünschen Ihnen allen in diesem Sinne ein gelingendes, aktives, gutes Jahr 2024.