Experte warnt vor großen Risiken neuartiger Drogen

Vor massiven Gefahren neuartiger, synthetischer Drogen, die legal verfügbar sind und abhängig machen können, hat Karsten Tögel-Lins, Geschäftsführer des Vereins Bas!s e.V. Frankfurt am Main, am vergangenen Donnerstag (30.11.) in der Median Klinik in Breuberg gewarnt. Vor zahlreichen Fachkräften aus den Bereichen Suchthilfe, Beratung, Ordnungsämtern, Psychologie und Psychotherapie sowie Jugend- und Sozialarbeit nannte er als Beispiel synthetische Stoffe, die pur verkauft oder Cannabis beigemischt würden und ein „völlig neues Gefährdungspotential“ darstellten. 

Initiiert worden war der Vortrag vom Netzwerk Suchthilfe Odenwaldkreis, zu dem auch der im Gesundheitsamt angesiedelte Sozialpsychiatrische Dienst des Kreises gehört, gemeinsam mit der Kreis-Gesundheitsmanagerin Anika Schilder. Christian Huprich, kaufmännischer Leiter der gastgebenden Klinik, begrüßte die Anwesenden und betonte, wie wichtig Netzwerkarbeit in einem Flächenlandkreis sei. Die Einrichtung in Breuberg-Sandbach bietet zahlreiche Rehaplätze für Suchtkranke. 

Tögel-Lins, langjährig aktiv in Beratung von Drogenkonsumentinnen und -konsumenten und ihren Angehörigen, sagte, neben weithin bekannten Drogen wie Cannabis, Kokain, Ecstasy oder Crack gebe es unzählige weitere gefährliche und abhängig machende, neue Substanzen, die zum Teil legal bezogen werden können und deren Besitz und Konsum nicht strafbar ist. „Bis zu einem gesetzlichen Verbot ist es ein langer Weg, die deutsche Gesetzgebung ist einfach zu langsam und hält mit den rasanten Entwicklungen im Markt nicht Schritt“, so Tögel-Lins. So können Konsumenten Hunderte von Substanzen etwa im Internet erwerben und diese straffrei konsumieren. Das Tückische: Die Wirkungsweise ist nicht kalkulierbar und damit auch die Risiken und Nebenwirkungen. Oftmals leiden die Betroffenen nach dem Konsum unter massiven körperlichen Beschwerden, die auch tödlich enden können. 

„Ein großes Problem sind synthetische Cannabinoide, die pur verkauft oder herkömmlichem Cannabis beigemischt werden“, erläuterte Tögel-Lins. „Die Käufer wissen oft gar nicht, dass sie es konsumieren, mit teilweise fatalen Folgen, denn die in Laboren hergestellten Cannabinoide haben zum Teil schwere Nebenwirkungen und können zu starker Abhängigkeit oder zum Tod führen, nicht zu vergleichen mit natürlichem Cannabis. Das Fatale ist: Die Konsumenten gehen davon aus, dass sie normales Gras rauchen.“ 

Hier setzt die Arbeit von Bas!s an. „Kommunikation ist das A und O und ist ein unglaublich wichtiger Part in unserer Arbeit“, so Tögel-Lins. „Konsumenten reagieren positiv auf Kommunikation, die sie als vertrauenswürdig und glaubwürdig wahrnehmen“. Das gilt vor allem für die aufsuchende Arbeit in Clubs, auf Parties oder Festivals, durch die Risiken von Drogenkonsum minimiert werden.  

Das Ideenreichtum der Händler, die verschiedenen Substanzen zu vertreiben, kennt nahezu keine Grenzen, diese werden etwa als Räuchermischungen oder Badesalze angeboten. Zu weiteren verbreiteten Substanzen gehören etwa legales LSD oder Lachgas, das über namhafte Internethändler, Supermärkte und Kioske auch an Minderjährige verkauft wird. Der harmlos klingende Name täuscht, denn Lachgas birgt ebenfalls große Gefahren – von Übelkeit und Schwindel bis hin zu irreparablen Hirnschädigungen. Leere Kartuschen im Stadtbild zeugen von übermäßigem Konsum und finden sich mittlerweile fast überall. 

Deutlich wurde in dem Vortrag auch, dass Alkohol weiterhin mit Abstand die schädlichste und am verbreitetste Droge weltweilt ist, die für zahlreiche schwere Erkrankungen, viel Leid und zerstörte Familien verantwortlich ist, aber in großen Teilen der Gesellschaft akzeptiert ist und dadurch verharmlost wird. Erst danach folgen Heroin und dann Crack.  

Über den Sozialpsychiatrischen Dienst des Odenwaldkreises

Der im Gesundheitsamt angesiedelte Sozialpsychiatrische Dienst des Odenwaldkreises bietet Hilfs- und Beratungsangebote für Menschen, die psychisch erkrankt sind, sich in seelischen Krisen und Notsituationen befinden oder Beratung und Informationen zum Thema Sucht in Anspruch nehmen möchten. Auch Angehörige, Bezugspersonen oder Kollegen und Arbeitgeber können sich an den Sozialpsychiatrischen Dienst wenden. Die individuelle Beratung ist kostenlos und vertraulich. Beratungstermine werden individuell vereinbart, die Ansprechpartnerinnen sind telefonisch oder per E-Mail erreichbar: Mareike Heinich, Tel. 06062 70 290, m.heinich@odenwaldkreis.de, Martina Thoms, 06062 70 296, m.thoms@odenwaldkreis.de

Über das Netzwerk Suchthilfe

Zum Netzwerk Suchthilfe gehören neben dem Odenwaldkreis: AWO, Median Klinik Breuberg, Caritas, Deutsches Rote Kreuz, Gesundheitszentrum Odenwaldkreis, Der Paritätische sowie die Vita GmbH. Im Vordergrund steht die Nutzung von Synergien der Kooperationspartner durch die Vernetzung innerhalb des Kreises und der Kommunen. 

Über BAS!S – Beratung, Arbeit, Jugend & Kultur e. V.

Die Arbeit des gemeinnützigen Vereins umfasst Beratungs-, Arbeits-, Jugend- und Kulturprojekte. Zentrale Elemente sind die Drogenberatung, berufliche und soziale Reintegration sowie die Entwicklung von Risikokompetenz im Umgang mit Drogen. Weitere Informationen gibt es auf der Seite www.basis-ev.eu.