Welsche Krämer und Kaminfeger im Odenwald

Das Foto zeigt einen Spezereienkrämer um 1711 und illustriert in Werner Heils Text das Auftreten der welschen Krämer im Odenwald. Die Welschen stammten aus italienisch- oder französisch-sprachigen, südlich der Alpen gelegenen Gebieten. Die ersten Kaminkehrer fanden im 16. Jahrhundert den Weg von Italien nach Süddeutschland und Österreich. Mit dem in Italien schon früh einsetzenden Bau von mehrstöckigen Gebäuden entwickelte und etablierte sich dort auch schnell das Gewerbe der Spazzacamini, das die Rauchabzüge von Ruß und Teer entfernte. Hauptsächlich Kinder oder kleinwüchsige Menschen wurden für diese oft beschwerliche und nicht ungefährliche Arbeit eingesetzt.

Die welschen Krämer wanderten verstärkt ab dem 17. Jahrhundert nach Süddeutschland ein, um dort Südfrüchte, Kurzwaren, Stoffe und Spezereien, darunter Kräuter, Öle, Salben und Farben, anzubieten. Die Verbindungskette nach Italien für den Nachschub aufrechtzuerhalten sowie Transport und Lagerung der Waren, bedeuteten in der damaligen Zeit eine knifflige Organisation und immense Anstrengung. Und wie mögen wohl manche Verkaufsgespräche abgelaufen sein, wenn sich ein italienischer Händler und ein Odenwälder ohne Wörterbuch gegenüberstanden?

Da einige Personen aus den Wandergewerben sesshaft wurden, heirateten und gar gesellschaftlich aufstiegen, konnte Heil für seinen spannenden Beitrag, u.a. durch Einträge in Kirchenbüchern von Groß-Umstadt und Darmstadt, etliche Namen ausfindig machen.

 (Zusammenfassung von Jeannette Schmidt-Herrmann)