Man vermutet es kaum: Unweit des kleinen Michelstädter Stadtteils Rehbach befindet sich etwas abseits in einer Senke zwischen Wiesen und Feldern ein Kulturdenkmal der besonderen Art. Es handelt sich um die ehemalige Bodenstation des ESOC, also des European Space Operation Centre. Thorsten Kohl zeichnet in seinem außerordentlich gut recherchierten Bericht ein klares Bild von der Geschichte und Entwicklung dieser Radarstation, wie sie im Volksmund genannt wird. Der Ist-Zustand der Station ist „schwierig“. Damit aber wollen sich der jetzige Besitzer des Areals Walter Scharmann, die Darmstädter Hochschulprofessorin und Architektin Kerstin Schultz sowie weitere Mitstreiter nicht abfinden. - 1972 fiel die Entscheidung für diese Bodenstation, mit dem Ziel, bereits 1976 über ein globales Wettersatellitensystem verfügen zu können. Bald danach erfuhr der damalige Bürgermeister Hasenzahl von der Absicht der ESOC. Kohl beschreibt, warum diese Station im Odenwald errichtet und wie Hasenzahl in dieser Sache die treibende Kraft wurde. Zwischen 1976 und 1997 war Michelstadt dann empfangsbereit. Die 15-Meter-UHF-Parabolantennen mögen manchem Odenwälder noch gut in Erinnerung sein. In den 1990er Jahren kam es seitens der Europäischen Weltraumorganisation, kurz ESA, zu Kosteneinsparungen, Umstrukturierungen und Personalabbau. Die Bodenstation wurde zu einem Lost Place. - Alles Menschengemachte muss weichen und der aktiven Natur das Spielfeld überlassen, regt Kohl zum Nachdenken an und hinterfragt damit auch die Funktion. Die Fortschrittsgeschichte wird vermutlich weiterhin eine technologische sein, auf Kosten der Natur, der Arten, des Umweltschutzes und des Klimas. Kohls hervorragender Aufsatz versteht sich damit auch als Plädoyer für eine diskussionsoffene Interpretation eines ‚Kulturdenkmals im Werden‘.