Wie erlebten Bewohner ländlicher Gebiete die Zeit in den 1840er Jahren, insbesondere im Zusammenhang mit der Revolution 1848? Schon die Julirevolution 1830 in Paris hatte in die deutschen Staaten Neuerungen gebracht; unter anderem wurde der Weg für Verfassungen frei. Axel W. Gleue zeigt am Beispiel der kleinen Gemeinde Hering, am Rande des Odenwaldes, wie es den hiesigen Bauern erging, nachdem das liberal-demokratische Gedankengut seine Wirkung zeigte. Im Februar 1848 kam es im Darmstädter Landtag zur Forderung auf baldige Schaffung einer deutschen Nationalversammlung. Im März 1848 gab es einen Demonstrationszug der Odenwälder Bauern, über welchen Staatsrat Reinhard Eigenbrodt in seinen Erinnerungen berichtet. Ziel des städtischen Bürgertums war die Bildung eines deutschen Nationalstaates, eines Parlaments, das eine Verfassung beschließen sollte. Die Protestbewegung der Landbevölkerung hingegen war weit bodenständiger. Sie drängte auf die Freiheit von Abgaben, die Ablösung der Grundrenten, die Selbstverwaltung ihrer Gemeinden, um der Willkür der Kreisräte zu entgehen. Im März 1848 standen die Bauern in Nordbaden und vor allem im Odenwald gegen die Herrschaft der Fürsten, gegen Frondienste und Adelsprivilegien auf. Am 8. März 1848 kam es zu Demonstrationen vor den Schlössern Erbach und Fürstenau. Gleue berichtet auch über die Aufrufe zum bewaffneten Kampf für die Reichsverfassung 1848/49 in Erbach und liefert damit einen spannenden Beitrag, der intensiv die Stimmung in der revolutionären Zeit des 19. Jahrhunderts wiedergibt.