De Herr vunn Ribbeck uffm Gut Ribbeck im Havelloand (2022)

Was würde Theodor Fontane zu diesem schönen Birnbaum bei Rehbach sagen? – An einem Frühsommertag im Jahr 1889 ist das Originalgedicht über den Herrn von Ribbeck entstanden. So heiter und beschwingt die Verse auch wirken mögen, haben wir es formal wie inhaltlich mit einem Meisterwerk der deutschen Dichtkunst des Realismus zu tun.

Abschied, Weitergeben und Bewahren, die Beziehung zwischen den Generationen und innerhalb der Familie sind einige Themen dieser Ballade. Herr von Ribbeck zeigt Güte, Umsicht und Weitblick. Auch seine Verbundenheit zum einfachen Volk wird, nicht nur durch den Dialekt, zum Ausdruck gebracht. Wer, wie er, über die Vergänglichkeit nachdenkt und bewusst gestalten möchte, was er einst hinterlassen und weitergeben wird, hat den Wandel der Zeiten, eine „neue Realität“ zu bedenken. So schlicht von Ribbecks Wunsch zunächst anmutet, eine letzte Birne zu erhalten, so war er doch wohl überlegt. Mit dem Wissen, dass die Nachkommen es anders machen werden, war seine Gestaltung des Weitergebens und Bewahrens vorbildlich. Und ein Vorbild zu sein, nicht allein im christlichen, sondern einfach im menschlichen Sinne und auch im Hinblick auf die sozialen Beziehungen innerhalb der Gesellschaft, das ist schon viel. – Fontane zeigt uns in seinem Gedicht und mit seinem Gedicht als Kunstwerk, dass es möglich ist, etwas zu schaffen und weiterzugeben, das eine fortwirkende Gültigkeit hat, das fortwirkend Freude bereiten kann. Und Thomas Maul übersetzt es uns in Odenwälder Dialekt.

 (Zusammenfassung von Jeannette Schmidt-Herrmann)